Felix Knoblauch – ein Europameister in der Provinz

Hochkarätiger Neuzugang beim ATSV Güstrow: Felix Knoblauch. © Stefan Ehlers

Strafecke für den ATSV Güstrow. Felix Knoblauch steht bereit. Er wird angespielt, fackelt nicht lange und zieht ab. Der Ball schlägt halbhoch neben dem rechten Pfosten ein. Eine blitzsaubere Aktion – als ob sie von den Protagonisten jahrelang einstudiert wurden. Dabei gehört Knoblauch erst seit wenigen Monaten zum Team.

Seine Freundin Laura entdeckte den Hockey-Club aus der Barlachstadt zufällig auf Instagram. Felix Knoblauch, der den Klub nicht einmal vom Hörensagen kannte, zögerte nicht lange. Der 27-Jährige griff zum Handy, rief Trainer Jens-Carsten Berkau an und fragte, ob er mitspielen darf. Komm vorbei, entgegnete der Coach. Seitdem hat er einen Europameister in seinen Reihen.

Knoblauch holte 2014 in Wien an der Seite von Hockey-Star Moritz Fürste den Titel bei der Hallen-EM. „Das war das absolute Highlight“, schwärmt der Münchner. „Wir haben das Finale im Penaltyschießen gewonnen. Moritz Fürste hat den entscheidenden Penalty versenkt“, erzählt Knoblauch, der als Vierjähriger beim TuS Obermenzing, einem Verein im Westen Münchens, mit dem Hockeyspielen begann. Er wurde Jugend-Nationalspieler, wechselte zum Münchner SC (MSC), dem Heimatverein der Olympiasieger Philipp und Christopher Zeller, machte sein Abitur und absolvierte eine Ausbildung zum Physiotherapeuten.

2015 wechselte er zum Bundesligisten Club an der Alster nach Hamburg. Nach einem einjährigen Gastspiel zog es ihn nach Polen. Knoblauch begann in Lubin ein Medizinstudium, schloss dort sein erstes Staatsexamen ab, bewarb sich in Deutschland „und wurde zum Glück in Rostock genommen“.

Seit dem Sommer leben der frühere MSC-Kapitän und dessen Lebensgefährtin, die ebenfalls Medizin studiert, in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt (KTV) in Rostock. Hockey genießt nicht mehr die Priorität wie früher, „aber es ist ein super Ausgleich zur Uni“, sagt der 1,80 Meter große Abwehrspieler, der in seiner Wahl-Heimat schnell Anschluss fand. Sport verbindet. Ob zum Training oder zu den Punktspielen: „Jeder kommt dahin, weil er Bock darauf hat. In der Kabine ist immer Halligalli“, erzählt der Ex-Nationalspieler, der sich gern auch beim Klettern, Skifahren, Fußball und Tennis austobt.

Mit Hockey verdient er kein Geld. Es geht vielmehr um den Spaß am Spiel und die sozialen Kontakte. Knoblauch schwärmt vom „netten Team und netten Trainer“.

Die Hallensaison macht ihm Spaß. „Sie ist kurz und knackig. Das Spiel ist schnell und super athletisch. Es fallen viele Tore.“

Für den ATSV ist Knoblauch ein absoluter Gewinn – menschlich und sportlich. „Felix ist extrem bescheiden und spielerisch für unsere Verhältnisse eine Wucht. Wenn man sich einen Wunschspieler backen könnte, dann wäre das einer wie er“, schwärmt Trainer Berkau und vergleicht: „Das ist so, als würde ein Bundesliga-Fußballer in die Landesliga wechseln.“ ATSV-Kapitän Florian Noske weiß, „dass wir nicht das hochklassige Hockey spielen, das Felix gewohnt ist, aber er passt sich uns an. Er ist einer, der uns in den engen Phasen führen kann und die entscheidenden Dinger macht. Von ihm kann jeder noch was lernen.“

Dank Felix Knoblauch, der in den bisherigen sechs Saisonspielen 15 der 44 ATSV-Treffer erzielte, reifen in Güstrow die Aufstiegsträume. Der ATSV hat im Kampf um den Spitzenplatz alle Trümpfe in der Hand. Am Sonnabend gastieren die Füchse Berlin ab 15 Uhr in der Sport- und Kongresshalle. Ob Aufstieg oder nicht – Felix Knoblauch möchte immer gewinnen. „Das macht am meisten Spaß.“

Stefan Ehlers

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